22. Juli 2020

Battle of the Bands: „Fernsehen ist nur ein Element des Gesamterlebnisses“

Am 30. Juli startet „Battle of the Bands“, die neueste... nein, nicht Castingshow. Das Format ist etwas ganz Neues: Eine „Multichannel Reality-Musikshow“. David Flynn, Mitgründer der Produktionsfirma youngest Media („dedicated to big ideas for all platforms“), zuvor Chief Creative Officer bei Endemol UK, hat das Format gemeinsam mit Shona Fraser erdacht, Leiterin der Redaktion Entertainment & Development bei RTLZWEI. Im Interview erklären die beiden, warum BOTB exakt dem entspricht, wie Musiker und Fans heute miteinander umgehen: direkt und auf Augenhöhe.
David Flynn, Mitgründer youngest Media, und Shona Fraser, Leiterin der Redaktion Entertainment & Development bei RTLZWEI
David Flynn, Mitgründer youngest Media, und Shona Fraser, Leiterin der Redaktion Entertainment & Development bei RTLZWEI

„Battle of the Bands“ ist keine Castingshow, sondern eine „Reality-Musikshow“. Was ist der Unterschied?

Shona: Der Begriff Castingshow wird so nur in Deutschland verwendet. In UK und den USA spricht man von Talent Shows, und das ist es, was BOTB ist. Es geht eben nicht um den Casting-Vorgang, die Suche nach Talenten, sondern wir starten mit zwei Bands, deren Mitglieder sich schon kennen, und die ihre eigenen Entscheidungen treffen. Natürlich haben wir Zuschauer-Votings, aber es gibt keine Juroren oder andere Elemente, die die Zuschauer hierzulande bei Castingshows erwarten. Es ist ein Reality-Format.

Was ist neu und innovativ an BOTB?

David: BOTB ist anders als die bekannten Castingshows, weil es die Bands und das Publikum direkt verbindet. Es gibt, wie Shona sagt, keine Jury oder andere Intermediäre. So arbeiten Bands heutzutage: Sie kommunizieren direkt mit ihren Fans und hören auf sie. Es gibt nicht mehr in dem Maß wie früher andere Instanzen, die Medien oder dergleichen, die als Barriere dazwischenstehen. Entsprechend beeinflussen die Fans auch bei BOTB, wie sich die Bands zusammensetzen und entwickeln. Diese reale Dynamik in der aktuellen Musikszene war im Fernsehen bisher nicht zu sehen.

<div>Jana Ina Zarrella moderiert on-air, Benni &amp; Dennis Wolter (YouTube-Show „World Wide Wohnzimmer”) führen online durchs Geschehen.</div>
Jana Ina Zarrella moderiert on-air, Benni & Dennis Wolter (YouTube-Show „World Wide Wohnzimmer”) führen online durchs Geschehen.

Wie haben das Streaming von Bewegtbild und Social Media das Formatkonzept noch beeinflusst?

David: Junge Mediennutzer wollen alles zu jeder Zeit und überall. In traditionellen Realityshows gab es einmal die Woche zu einer bestimmten Uhrzeit ein Voting. Das geht heute nicht mehr. Unsere Fans sind kontinuierlich dabei, interagieren mit dem Content, und das formt wiederum die Realität innerhalb des Formats.

Ich sage nicht, dass jedes Format so sein sollte, aber für BOTB ist es perfekt, weil sich junge Menschen eh auf diese Art mit ihren Lieblingsbands und über sie austauschen.

Shona: Unsere Zielgruppe ist daran gewöhnt, über Instagram an Katy Perry zu schreiben, und sie antwortet.

David: Umgekehrt sind die Bands auf das Feedback des Publikums angewiesen. Sie leben Ihren Traum und wollen die andere Band schlagen. Das schaffen sie nur mit Hilfe Ihrer Fans. In der Vergangenheit hätten sie bei so einem Format vielleicht gar nicht gewusst, was die Öffentlichkeit über sie denkt. Bei uns ist genau das essenziell für die Entwicklung der Band.

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Viele Musikformate haben aufwändige Liveshows mit Bühne und Publikum im Saal. Warum kann BOTB darauf verzichten?

Shona: Weil unser Publikum während der ganzen Staffel live dabei ist, auf digitalem Weg, und nicht nur zuschaut und applaudiert, sondern wirklich etwas bewirkt.

David: In anderen Shows geht es um diese eine Performance, nach der jemand weiter ist oder rausfliegt. Bei uns ist eine Performance der Startpunkt für den Fortgang der Geschichte: Wie gehen die Band-Mitglieder damit um, wenn sie oder ein Einzelner nicht so gut war? Wie wirkt sich das auf die Dynamik in der Gruppe aus und was geschieht, wenn jemand geht und ein Neuer dazukommt? Das ist der Reality-Part, von dem wir glauben, dass er die Fans anspricht, weil sie sich selbst darin wiederfinden.

Shona: Was passiert zum Beispiel, wenn sich ein Mitglied der Girl-Band in jemand aus der Boy-Band verliebt? Singt sie dann schlechter, damit ihr Schwarm gewinnt? Wahrscheinlich nicht (lacht). Aber diese Gruppe sehr gutaussehender junger Leute zusammen, daraus entwickeln sich gute Reality-Geschichten: die Hürden, die alle überwinden müssen und die emotionale Achterbahnfahrt.

Wie würdet ihr die Zielgruppe von BOTB beschreiben?

Shona: Die ist jung und primär weiblich, aber ich bin selber älter als 29 und liebe BOTB, also bin ich überzeugt, dass wir auch Menschen Anfang 40 begeistern werden. Musik ist ein universelles Thema, wie die Liebe. Das spricht uns alle an, egal wie alt oder jung wir sind.

Welches ist das Format eurer Träume, abgesehen von BOTB, das ihr wahnsinnig gerne realisieren würdet?

Shona: BOTB kommt dem sehr nahe. Reality und Musik, das sind zwei Dinge, die ich wirklich liebe. Und natürlich ein Format, das extrem erfolgreich und ein weltweites Phänomen wird (lacht).

David: Shona und ich haben das Privileg, mit völlig abgedrehten Ideen spielen zu können und sie tatsächlich ins Fernsehen zu bringen. Deshalb sind es eher die praktischen Probleme, die mich von etwas abhalten. Ich würde zum Beispiel gerne eine Reality-Show auf dem Mars machen, aber das ist wohl noch eine zu große Herausforderung (lacht). Auf der Erde konnte ich bisher alles machen, was ich machen wollte.


Veröffentlicht am 22. Juli 2020 im Bereich: Programm.
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